Weihnachten

Weihnachten – Gott wird Mensch

An Weihnachten feiern wir die Geburt von Jesus, dem Christus. Für uns Christen ist Weihnachten ein so großes Fest, dass wir es gleich an zwei Tagen feiern (25. und 26.12.). Wie meist bei großen Ereignissen, feiert man in den Festtag hinein. Deshalb beginnen die Weihnachts-Feierlichkeiten bereits am Vorabend mit der sogenannten Christ-Mette. (Eine „Mette“ ist ein nächtlicher Gottesdienst – in der Regel um Mitternacht.) Natürlich weiß niemand, wann Jesus tatsächlich geboren wurde. Deshalb hat man sich in der westlichen Kirche auf die Zeit um die Wintersonnenwende geeinigt, um der Geburt Jesu zu gedenken. Die Kirche des Ostens, die Orthodoxen, feiern Weihnachten am 6. Januar.

Die Geburt Jesu steht also im Mittelpunkt dieser Feiertage. Wer allerdings meint, die Christen feiern da „nur“ ein Ereignis, das sich vor gut 2000 Jahren in Betlehem ereignet hat, der irrt. Wieso sollten wir uns auf etwas vorbereiten, das bereits stattgefunden hat? Eine Antwort auf diese Frage gibt uns Johannes Scheffler, der unter dem Pseudonym Angelus Silesius 1657 geistliche Sinnreime veröffentlicht hat:

Wird Christus tausendmal zu Bethlehem gebor’n
und nicht in dir, du bleibst noch ewiglich verlor’n.

Gott will immer wieder Mensch werden. Er sucht dafür Menschen, die bereit sind, IHN in ihr Leben hineinzulassen. – Dem Herrn den Weg bereiten, damit ist gemeint, der Weg in unser Herz. So lange für uns die Geburt Jesu Christi immer noch im Stall zu Betlehem stattfindet und nicht in unserem Herzen, in unserer Seele und in unseren Gedanken, so lange dürfen wir uns nicht wundern, dass es immer noch Feindschaft, Streit, Not und Krieg auf dieser Welt gibt. 

Dazu eine kleine Geschichte:

Ein berühmtes Kloster war in große Schwierigkeiten geraten. Waren die vielen Gebäude früher voller Mönche gewesen, schleppte sich jetzt nur eine Handvoll alter Mönche durch die Kreuzgänge und pries Gott mit schwerem Herzen.
In der Nähe hatte ein alter Rabbi eine kleine Hütte gebaut, um von Zeit zu Zeit dort zu fasten und zu beten. Solange er dort weilte, fühlten sich die Mönche von seiner betenden Gegenwart mitgetragen.
Eines Tages suchte der Abt des Klosters den Rabbi auf. In der Tür umarmten sie sich herzlich und schauten einander lächelnd an. Sie setzten sich an einen Tisch, auf dem die Heilige Schrift geöffnet lag. Sie saßen nicht lange, da bedeckte der Abt sein Gesicht mit den Händen und weinte – weinte wie ein verlassenes Kind.
„Du und deine Brüder“, begann der Rabbi, „ihr dient dem Herrn nur mit schwerem Herzen. Ich will dir eine Weisung geben, die du aber nur einmal wiederholen darfst. Danach darf niemand sie je wieder aussprechen.“ Der Rabbi schwieg eine Weile. Dann sagte er: „Die Weisung lautet: Der Christus ist unter euch!“
Am nächsten Morgen rief der Abt seine Mönche zusammen und erzählte ihnen von seiner Begegnung mit dem Rabbi und auch davon, dass dessen Weisung nie wieder laut ausgesprochen werden dürfe. Dann schaute er die Brüder der Reihe nach an und sagte: „Die Weisung lautet: In einem von uns ist der Christus!“
Die Mönche reagierten bestürzt: Wer ist es? Bruder Johannes oder Pater Markus? Oder Bruder Thomas?
Seitdem gingen die Mönche ganz anders miteinander um: ehrlicher; herzlicher; freundlicher; ehrfürchtiger. Sie lebten jetzt zusammen wie Menschen, die endlich etwas gefunden haben. Die gelegentlichen Besucher zeigten sich betroffen und angesprochen von diesem Geist, der jetzt von den Mönchen ausging.
Und es dauerte nicht lange, da kamen die Menschen von nah und fern, und auch die Chorstühle füllten sich wieder.

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